Russland

Russland hat sich zum fünften Mal in Folge für eine Fußball-Europameisterschaft qualifiziert. Entgegen anderslautender Gerüchte gilt die Doping-Sperre gegenüber Russland nur für Olympia in Tokio, nicht jedoch bei der EM 2021. In der Gruppe B trifft die Sbornaja auf Titelfavorit Belgien, Dänemark und das Nachbarland Finnland. Vorteil: Zwei der drei Gruppenspiele trägt Russland im heimischen St. Petersburg aus. Wir stellen euch den Russland-Kader für die EM 2021 vor und stufen die Erfolgschancen der Russen bei der ersten paneuropäischen Fußball-EM ein. Das und noch mehr in unserer Russland-Vorschau!

So lief Russlands Qualifikation für die EM 2021

Mit Belgien sind die Russen bestens vertraut. In der EM-Quali traf man direkt im ersten Spiel auf Hazard & Co., unterlag in Brüssel mit 1:3. Es folgte eine bockstarke Serie von sieben Siegen in Folge. Lediglich das Rückspiel gegen die favorisierten Belgier ging erneut in die Hose (1:4). Zu diesem Zeitpunkt war man allerding schon für die EM 2021 qualifiziert. Mit einem standesgemäßen 5:0-Erfolg gegen San Marino beendete man die Qualifikationsgruppe auf Rang zwei mit neun Punkten Vorsprung auf Schottland. Insbesondere die Defensive der Russen überzeugte in der Qualifikation: Von den acht Gegentoren fing man sich sieben in den beiden Duellen mit Belgien. Sieben Zu-Null-Spiele sprechen eine deutliche Sprache – keine Nation hielt in der EM-Quali ihren Kasten öfter sauber.

Der russische Kader bei der EM 2021

Russland trat bei der WM 2018 mit einem relativ alten Kader an, der es aber immerhin ins Viertelfinale schaffte. Nach der Heim-WM traten einige Größen wie Rekordnationalspieler Sergej Ignaschewitsch oder Torwart-Legende Igor Akinfejew zurück, zudem wurden Igor Smolnikow und Alan Dsagoew kaum noch berücksichtig. Erstaunlicherweise schafft es seit geraumer Zeit kein Russe zu einem Top-Club Europas. Russlands größtes Problem heißt jedoch: Nachwuchsmangel. Vielversprechende Talente sind äußerst rar gesät. Dennoch ist der russische Kader bei der EM 2021 alles andere als chancenlos. Werfen wir doch mal einen Blick auf den Kader Russlands bei der EM 2021.

Im Tor hat sich der in Brasilien geborene Guilherme den Stammplatz gesichert, nachdem Akinfejew 2018 zurücktrat. Der Torwart von Lokomotive Moskau spielt seit 2007 in Russland und ist seit 2015 im Besitz der russischen Staatsbürgerschaft. Bei der EM 2016 war er bereits Ersatzkeeper der Russen, für die WM 2018 nominiert ihn Trainer Stanislaw Tschertschessow jedoch nicht.

In der Innenverteidigung ist Kapitän Georgi Dschikija neuer Chef. Der Abwehrmann von Spartak Moskau ist wichtiger Rückhalt im Team von Domenico Tedesco und verpasste die Heim-WM 2018 verletzungsbedingt. Neben ihm wird wohl Andrei Semjonow (Terek Grosny) auflaufen. Die rechte Seite wird vom Russo-Brasilianer Mário Fernandes (ZSKA Moskau) verteidigt, auf der linken Seite könnte mit Juri Schirkow (Zenit St. Petersburger) einer der ältesten Feldspieler der EM 2021 zum Einsatz kommen. Der ehemalige Chelsea-Akteur, der nach der WM 2018 bereits zurückgetreten war, ist variabel einsetzbar und je nach Gegner auch immer wieder auf der linken Mittelfeldposition im Einsatz.

Im defensiven Mittelfeld spielt Russland in der Regel mit der Doppel-Sechs: Namentlich Roman Sobnin (Spartak Moskau) und Magomed Osdojew (Zenit St. Petersburg). Etwas offensiver kommen die Zwillingsbrüder Anton Mirantschuk (Lokomotive Moskau) und Alexei Mirantschuk (Atalanta Bergamo) zum Einsatz. Zentral könnte auch der unter Niko Kovac in Monaco spielende Alexander Golowin zum Zug kommen. Auf der linken offensiven Seite könnte auch Denis Tscheryschew (Valencia) eine Option sein.

Vorne im Angriff ist Artjom Dsjuba gesetzt. Der Stürmer von Zenit St. Petersburg traf gleich neun Mal in der EM-Quali, war im November 2020 jedoch aus dem Russland-Kader gestrichen, nachdem ein Video im  Internet von Dsjuba aufgetaucht war, das den Offensivmann beim Masturbieren zeigt. Alternativ könnte auch der junge Zenit-Stürmer Andrei Mostowoi, nicht verwandt mit dem ehemaligen Superstar Alexander Mostowoi, sowohl im Sturmzentrum Russlands als auch auf Linksaußen spielen. Anton Sabolotny (FK Sotschi) und Alexander Sobolew (Spartak Moskau) sind vermutlich nur zweite Wahl im 4-2-3-1-System von Trainer Stanislaw Tschertschessow.

 

Das russische Aufgebot nach Positionen:

Tor:

Abwehr:

Mittelfeld:

Angriff:

Trainer: Stanislaw Tschertschessow

Russland vor der EM 2021: Der aktuelle Trend

Nach der geglückten EM-Qualifikation begann das von der Coronapandemie geprägte Jahr 2020 für die russische Nationalmannschaft erst im September. Nach zwei Siegen zum Auftakt der Nations League gegen Serbien und in Ungarn gewann die Sbornaja keine der restlichen sechs Partien mehr (drei Remis, drei Niederlagen). Insbesondere die 0:5-Pleite am letzten Nations-League-Spieltag bei den bis dato sieglosen Serben war eine schallende Ohrfeige für Russland und offenbarte eklatante Abwehrschwächen.

Die Spiele von Russland bei der EM 2021 live im TV

Russland wird bei der EM 2021 alle Gruppenspiele im Ostseeraum austragen. Abgesehen von der letzten Gruppenpartie gegen Dänemark werden die Russen ihre Gruppenspiele in St. Petersburg bestreiten. Alle Spiele Russlands werden zudem im deutschen Free-TV live zu sehen sein. ARD und ZDF haben die Lizenzen für alle 51 Spiele der EM 2021 gekauft und senden täglich im Wechsel live. Ihr verpasst auch online keinen Auftritt von Dsjuba und Co., denn wie schon bei den letzten EM- und WM-Turnieren bieten die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland einen Livestream aller Spiele der EM 2021 kostenlos an.

Datum
Gruppenspiel
Ergebnis
Spielort
Live im TV
Samstag, 12.06., 21:00 Uhr:
Belgien – Russland
-:-
St. Petersburg
ARD/ZDF
Mittwoch, 16.06., 15:00 Uhr:
Finnland - Russland
-:-
St. Petersburg
ARD/ZDF
Montag, 21.06., 21:00 Uhr:
Russland - Dänemark
-:-
Kopenhagen
ARD/ZDF

FACTS ZUR RUSSISCHEN MANNSCHAFT

1.

Bis 1992 startete Russland als Sowjetunion bei Turnieren. 1960 gelang der UdSSR sogar der Gewinn der Fußball-Europameisterschaft.

2.

Seit dem Zerfall der UdSSR trat Russland 5 Mal bei Europameisterschaften an. 4 Mal scheiterte man in der Gruppenphase, 1 Mal ging es bis ins Halbfinale (EURO 2008).

3.

„Sbornaja“ lautet der Spitzname der russischen Mannschaft. Er bedeutet schlichtweg „Auswahl“ und wird im deutschen Sprachgebrauch auch für die Eishockey-Nationalmannschaft Russlands verwendet.

Prognose für Russland bei der EM 2021

Russland möchte bei der EM 2021 an den Erfolg bei der Heim-WM 2018 anknüpfen. Damals gelang man bis ins Vietelfinale und auch diesmal stehen die Chancen nicht schlecht, es zumindest unter die letzten 16 Teams zu schaffen. Immerhin finden zwei der drei Gruppenspiele im heimischen St. Petersburg statt. Direkt zum Auftakt kommt mit Belgien allerdings der denkbar härteste Brocken, gegen den man bereits in der EM-Quali nach Hin- und Rückspiel mit 2:7 verlor. Gegen De Bruyne und Co. scheint kein Kraut gewachsen zu sein, weswegen Erfolge gegen Finnland und Dänemark umso wichtiger sein werden. Holt Russland aus diesen Duellen mindestens vier Zähler, darf man aufs Weiterkommen hoffen.

Unser Tipp:

Russland lebt, wie schon 2018 auch davon, unterschätzt zu werden. Hier könnte ein entscheidender Vorteil liegen. Wenn die Russen zudem den Kampfgeist von vor drei Jahren ans Werk legen und die Abwehr so sattelfest wie in der EM-Qualifikation auftritt, dann könnte das Tschertschessow-Team sogar als Zweiter die Gruppenphase überstehen. Mehr als das Achtelfinale trauen wir den Russen dann aber doch nicht zu.